Morgenseiten

Schreiben hilft

Seit ca. sechs oder sieben Tagen schreibe ich Morgenseiten. Jemand hat mit bei einem Mittagessen erzählt wie hilfreich es sei, Morgenseiten zu schreiben. Das sei eine Übung aus einem Buch und ihr hätte es sehr geholfen. Man müsse drei Seiten täglich schreiben und das über 12 Wochen. Am Morgen nach diesem Gespräch habe ich damit angefangen. Mittlerweile sind einige handgeschriebe A4 Seiten zusammengekommen.

Schreiben hilft mir, meine Gedanken zu ordnen. Das weiss ich. Ich schreibe gerne und traue mich mittlerweile immer mehr, zu zeigen was ich schreibe. Weil schreiben kann ich eigentlich nicht. Konnte ich nie. Da erinnere ich mich gleich an Aussagen aus meinen Zeugnissen und Lernberichten oder noch mehr an einen Kommentar bei einem Aufsatz. Dort stand in grossen roten Buchstaben: «Dieser Aufsatz ist total unrealistisch und völlig unbrauchbar». Da ging es neben dem Inhalt wohl auch um die Rechtschreibung. Ich kann nicht schreiben. So ist das zumindest noch in meinem Kopf. Es gibt noch etwas anderes, das ich nicht bin und nie sein werde. Künstler. Interessiert mich nicht. Will ich nicht. Bringt nichts.

Nun liegt hier dieses Buch, das ich ohne diesen Tipp die Morgenseiten zu schreiben, nie gekauft hätte. Ich hätte es mir nicht einmal genauer angesehen. Aber, es interessiert mich, in welchem Zusammenhang diese Aufgabe die Morgenseiten zu schreiben, genau steht. Aber was lese ich auf Seite 27, noch bevor ich mehr zu diesen Morgenseiten lese? «Denken Sie bei der Wahl [der in dem Buch gestellten Aufgaben] daran, dass wir den Dingen, die wir am meisten brauchen, oft den grössten Widerstand entgegensetzen.» Das mit den Widerständen ist mir schon oft aufgefallen. Ich wollte nämlich auch nie etwas mit Bildung zu tun haben und da gibt es noch einige andere Themen, an denen ich wirklich nie interessiert war, ja sie oft sogar (stark) ablehnte und aus Zufall oder weil es sein musste, änderte sich alles. Was ich vorher noch ablehnte, stellte sich als heilend heraus, es öffneten sich neue Welten, Türen oder was auch immer. Das Buch heisst übrigens Der Weg des Künstlers, Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität von Julia Cameron.

Lesen hilft auch

Während ich lese, denkt es mir plötzlich an Humor und ich drehe meinen Kopf in Richtung Bücherregal. Dort stehen rund 10 Bücher um und über Humor. Es geht um den therapeutischen Humor, um den Ernst des Humors, um die heilende Wirkung, um die Leichtigkeit, … . Ich erinnere mich plötzlich wieder an meinen ersten und bisher einzigen Clown Workshop. Ich erinnere mich an vieles und fühle mich dem Clown irgendwie wieder verbunden. So lustig Clown klingen mag, so anstrengend ist es, seinen Clown oder seine Clowns(?) zu finden. Mit lustig sein ist es nicht gemacht. Es ist so viel mehr. Ist Clown zu sein auch eine Kunstform? Ist Clown zu sein oder den Clown in sich zu befreien vielleicht so schwierig wie das Befreien der eigenen Kreativität? Braucht beides ein «in Verbindung sein» mit sich selbst? Braucht es eine Art Überquerung des Rubikons? Diese Fragen tauchen auf, währenddem ich schreibe. Schreiben hilft also. Schreiben befreit. Also zumindest mich.

Willst du jetzt Künstler sein?

Nein. Ich will weder Künstler sein, noch Künstler werden. So der Stand heute. Ich will auch kein Schriftsteller werden und doch möchte ich ein Buch schreiben. Das will ich schon lange und vermutlich ist die Zeit noch nicht reif. Vielleicht ist es auch gar nicht nötig. Vielleicht wird auch ein illustriertes Kinderbuch daraus. Wer weiss. Ich habe mich mit verschiedenen potenziellen Autorinnen und Autoren getroffen, die meine Geschichte hätten schreiben können, sollen, dürfen. Die meisten meinten, ich sollte das selbst machen. Es geht mir übrigens nicht darum, dass meine Geschichte so speziell wäre und doch möchte ich die ermutigenden Teile zeigen. Ein Mutmachbuch anhand meiner Biografie, das sollte es werden. Kein geschöntes, kein anklagendes. Ein versöhnliches, manchmal vielleicht hässliches Mutmachbuch. Das hat aber eigentlich gar nichts mit all dem hier zu tun. Denke ich zumindest.

Kunst und Humor

Es ist mein erstes Buch über das Finden der eigenen Kreativität, ja überhaupt mein erstes Buch über Kunst/ Kreativität und ich habe erst ein paar wenige Seiten gelesen. Es scheint mir aber (das ist im Moment mehr ein tiefes Gefül) viele Verbindungen zum Finden des eigenen Clowns zu geben. Vielleicht ist es auch so, dass es bei den Begriffen (Kunst, Kreativität, Humor, Clown) viele Missverständnisse und zu wenig Verständnis dafür gibt, was es denn wirklich ist oder sein könnte.

Künstler und Clown

«Sie stellen die Verbindung zu Ihrem höheren Selbst wieder her und lernen dadurch, Vertrauen, Individualität, Autonomie und Stärke zu entwickeln». So steht es hinten auf dem Einband des Buches. Für mich passt das auch dort, wo wir unseren Clown (wieder) finden.


Dieser Beitrag ist wieder einmal im Flow entstanden. Vielleicht hat es sich breits gelohnt, jeden Morgen diese drei Seiten zu schreiben. Auch wenn ich eigentlich etwas anderes schreiben wollte.

Ein Buch über den eigenen Clown ist Der Clown in uns, Humor und die Kraft des Lachens von David Gilmore

Über Humor in schwierigen Situationen habe ich mit Gabriela in der Podcast-Folge «Telefonseelsorge» gesprochen.

Titelbild: Erstellt mit Dall E