Schon wieder sind Gedanken da, die geteilt werden wollen. In den letzten Monaten sagen und schreiben mir Menschen, dass ich gut schreiben könne. Ich? Gut schreiben? Wow! Danke, das freut mich. Aber..
- ich kann nicht schreiben
- ich schreibe einfach
- meinst du wirklich
- ach nein, ich mache so viele Fehler
- Schreiben konnte ich schon in der Schule nicht.
etwa so und ähnlich sind meine Antworten. Ich denke mir, dass es Lob aus Mitleid ist oder einfach gut gemeint. Natürlich ist das auch eine Unterstellung und nicht nett. Nicht nett den anderen gegenüber und mir auch nicht.
Hey, aber warum bin ich denn so skeptisch?
Mit der Grammatik, der Gross- und Kleinschreibung hatte ich immer Probleme. Wie gross die wirklich sind oder waren, weiss ich gar nicht. Auf jeden Fall habe ich das so in meinem Kopf und Körper abgespeichert. Ich erinnere mich noch an einen Aufsatz, den wir in der Oberstufe schreiben mussten und der Kommentar vom Lehrer war: «Dieser Aufsatz ist unbrauchbar und total unrealistisch!». Hier habe ich nichts dazu erfunden oder weggelassen. Es stand original so da. Leider habe ich den Aufsatz nicht mehr. Diese Bewertung bezog sich allerdings nicht auf die Deutsch-Theorie sondern auf den Inhalt. Einige solcher Erlebnisse habe zu dieser Prägung geführt. Ich kann nicht schreiben. Sicher bin ich heute nicht mehr der Menschen, der ich früher war, habe mich (hoffentlich) weiterentwickelt und deshalb ist es schwer, früher und heute zu vergeichen.
Was hat sich verändert?
Ich habe bereits als 3.. oder 4. Klässer Zitate, Textli etc. abgeschrieben und verschenkt. Bevor ich lesen konnte, habe ich mit meiner Schwester stundenlang Geschichten auf Kassetten gehört. Manchmal zusammen und manchmal beide für sich in ihrem Zimmer. Was du mittlerweile weisst, wenn du mich etwas kennst, ist, dass mir die Liebe für Geschichten und das Erzählen von Geschichten aus meiner Fantasie zum Verhängnis wurden. Denn sie waren ein Grund dafür, dass man meinte, mit mir stimme etwas nicht. Also lernte ich schleichend, dass das was ich tue falsch ist oder zumindest nicht gefragt. Erst über die Jahre habe ich zurück zu Büchern und Geschichten gefunden. Das Verarbeiten meiner Geschichte wiederum hat mich zurück zum schreiben geführt. Zuerst nur heimlich, still, leise und kaum sichtbar. Dann schrittweise sichtbarer, lauter und klar(er). Die Rechtschreibung ist immer noch nicht meins. Die Freude an den Worten, am schreiben, teilen und inspirieren aber schon.
PS: Lustigerweise, traurigerweise, interessanterweise, …: die meisten Rückmeldungen zu meinen Texten stammen von Lehrpersonen, Journalistinnen und Textern. Aber auch das spielt nur bedingt eine Rolle. Die Worte habe mich wieder und ich sie. Das ist die Hautpsache.
Rechtschreibung, Linkschreibung, Dramatik mit der Grammatik? Dann ist vielleicht der Duden Mentor etwas für dich.
oder Herr Schröder, der Korrekturensohn
Foto: Ben Zaug