Was wäre wenn...

Was wäre wenn..?

Diese Frage taucht bei uns Menschen wahrscheinlich immer wieder auf. Sie tauch auch bei mir ab und zu auf, flacht aber meistens zügig wieder ab. Manchmal denke ich darüber nach, wie es gewesen sein könnte, wenn mich die Lehrpersonen nicht abgestempelt hätten, wenn einer oder eine meine Talente, meine Individualität erkannt hätte und mich einfach so angenommen hätte wie ich war. Ich denke auch daran, wie mein Leben hätte verlaufen können, wenn ich mich hätte anpassen können und einfach immer genau das getan hätte, was sie von mir gewünscht und erwartet haben. Diese Gedanken lohnen sich nicht und doch sie tauchen auf. Auf dem weiteren Weg gäbe es sicher noch viele andere «was wäre wenn» Momente und doch scheint mir dieser Schulbeginn der Wegweisendste zu sein.

Oder habe ich das getan, was sie erwartet haben?

Nun frage ich mich, ob ich doch das getan habe, was sie erwarteten. Nämlich zu stören, zu laut zu sein, zu unruhig, zu unkonzentriert. Denn ist es nicht so, dass man Verhaltensweisen plötzlich erwartet und dann auch den Fokus genau auf diese Person, auf diese Verhaltensweisen legt?

Dann kam wirklich der Wendepunkt. Irgendwie.

Die «was wäre wenn?» Frage müsste ich mir allerdings auch bei den guten Wendungen stellen. Na gut, das mache ich natürlich auch. Dort bin ich aber einfach froh, dass es «gut» kam. Mein wirklicher oder erster Wendepunkt kam während meiner ersten Berufsausbildung. Nicht etwa, weil dort jemand meine Individualität oder mein Talent geschätzt hätte. Es waren auch dort drei schwierige Jahre und doch konnte ich immer mehr über mich und mein Leben bestimmen. Ein Hauch von Freiheit, ein Hauch von Menschsein. Was bis zu diesem Zeitpunkt lief steht in vielen früheren Blogbeiträgen. Deshalb gehe ich hier nicht mehr näher darauf ein.

Warum ich für vieles doch dankbar bin

Menschen bewundern mich manchmal für meinen Mut, diese Gedanken zu teilen. Sie bewundern mich für meinen Weg oder den Optimismus, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Naja.. Würde sie weniger bewundern und mehr Freiräume für Menschen schaffen, würde das mehr Menschen helfen und wer weiss, vielleicht würde sich tatsächlich etwas verändern. Genau, ich wollte schreiben, wofür ich (trotzdem) dankbar bin.

Hätte ich diesen Weg nicht gemacht (machen müssen), dann…

  • wäre es mir wahrscheinlich nicht möglich, viele Widersprüche in Systemem zu erkennen
  • hätte sich meine Beobachtungsgabe vielleicht nie so ausgeprägt
  • wäre mein Blick für Talente, für die Dinge hinter dem Offensichtlichen kaum so scharf
  • würde ich mich wahrscheinlich nicht dafür engagieren, Lernen zu befreien und (wieder) zum natürlichen Prozess zu erklären
  • würde ich vielleicht eher darauf schauen, was krank macht als auf das, was gesund macht und gesund hält
  • hätte ich keine Geschichte zu erzählen, die zeigen kann, dass es Wege und Möglichkeiten gibt, die eigene Gegenwart und Zukunft zu gestalten
  • wären mir so viele spannende und wegweisende Themen nie begegnet
  • hätte ich maximal eine Idee, wie wichtig echte Kommunikation ist
  • und noch so vieles mehr

Du siehst, es geht auch hier wieder um Blickwinkel und Denkweisen. Im Moment schmerzt vieles, vieles, dass eigentlich schon weg ist. Alt. Verblichen. Verstaubt. Es kommt hoch, zwickt hier, flüstert da und kribbelt dort.

Vielleicht spüre ich einen Schmerz, vielmehr eine Einsamkeit und das mehr denn je. Diesen Eindruck habe ich zumindest. Es kommt an die Oberfläche und deshalb schleichen sich hier auch wieder Tagebuch- und Biografieeinträge rein. Ich denke auch immer daran, diese Einträge (wieder) zu löschen oder gar nicht erst zu veröffentlichen. Was könnte das, was ich hier schreibe für einen Einfluss aus meine «Karriere» haben, auf mein Ansehen, auf Menschen die mich kennen oder kennenlernen.

Da ist aber immer dieser Drange, es tun zu müssen. Auch wenn es nur für einen Menschen ist, der diese Worte gerade brauchen kann.

Hallo, ich bin Benjamin. Das alles bin ich.