Bildung ist für mich seit jeher viel mehr als Inhalte vermitteln – sie ist ein lebendiger Prozess. Ein Entdecken, Ausprobieren und die Begegnung zwischen Menschen. Ich bin es gewohnt, Lern- und Begegnungsräume zu gestalten. Räume, in denen Menschen miteinander sprechen, sich austauschen, gemeinsam entdecken und nachdenken.
Und jetzt gestalte ich ein E-Learning.
Der Kurs, den ich gerade entwickle, trägt den Titel «Change Leadership» – ein Blended-Learning-Format. Ein Teil E-Learning, ein Teil Präsenzworkshop, später ergänzt durch einen Erfahrungsaustausch. Die Idee: Grundlagen selbstständig online erarbeiten, dann gemeinsam vertiefen, verknüpfen und in die eigene Praxis übertragen.
Das Konzept sieht vor, dass der Kurs in drei aufeinander abgestimmte Phasen unterteilt wird:
E-Learning-Module:
Hier vermitteln oder kuratieren wir Basisthemen, die zeigen, was es bedeutet, sich in Change Prozessen zu bewegen und ein Change Leader zu sein. Die Inhalte sind kompakt und selbsterklärend aufbereitet, sodass sie auch ohne direkten Austausch nutzbar sind.
Halbtägiger Workshop:
In der praktischen Einheit vertiefen wir das Gelernte. Die Teilnehmenden können hier ihre individuellen Ansätze formulieren und gemeinsam in kleinen Gruppen an ihren Fragestellungen arbeiten – sei es zum Umgang mit Widerständen oder zur Gestaltung eines Veränderungsprozesses.
Erfahrungsaustausch:
Einige Monate später treffen wir uns, um den Transfer in die Praxis zu reflektieren und zu evaluieren. Dieser Austausch bietet Raum für neue Impulse und fördert den kontinuierlichen Lernprozess.
Reduktion statt Interaktion
Was für mich neu ist: Beim E-Learning bin ich als Begleiter nicht direkt dabei. Das verändert vieles. Es braucht Klarheit und Struktur. Es braucht eine gute Balance zwischen Information, Einladung zur Reflexion und zum Transfer.
Ich merke, wie herausfordernd es ist, Inhalte so aufzubereiten, dass sie genügend Inhalt bieten – und trotzdem Tiefe haben. Es gibt keinen Raum für spontane Nachfragen. Keine nonverbalen Rückmeldungen. Der Kontaktpunkt ist der Bildschirm. Das braucht eine andere Art des Denkens – und eine gewisse (noch stärkere) Reduktion auf das Wesentlich(st)e, auf das, was in der Praxis weiterhelfen kann und keine weiteren Erklärungen benötigt.
Dieses E-Learning soll auch ausserhalb des gesamten Kurses, also als Input und Inspiration im «Moment of Need» genutzt werden können. Gerade weil ich in einer Organisation arbeite, in der 365 Tage im Jahr, 24/7 gearbeitet wird, erachte ich solche Angebote als wichtig.
So taste ich mich Schritt für Schritt an eine richtige und hilfreiche Balance an. Dabei teste ich einzelne Elemente und nutze laufend Feedbacks. Diese Erkenntisse und neue Ideen finden laufend Raum im Entwicklungsprozess.
So sind bereits drei zusätzliche Padlets mit kuratierten Inhalten (Video, Artikel, Podcasts, Dokumente mit konkreten Praxishilfen etc.) zur Vertiefung und Inspiration entstanden. Diese nutzen wir später als Ergänzung zum gesamten Kurs und ebenfalls ergänzend bei Retraiten, Workshops oder individuellen Begleitungen zur Vor- und Nachbearbeitung. Diese sind jederzeit frei verfügbar.
Videos: Neues Medium, neues Lernen
Ein weiterer Schritt in diesem Prozess ist die Integration von Lernvideos. Zwar bin ich erfahren im Umgang mit Podcasts (dem Aufnehmen, Schneiden und Veröffentlichen von Audioinhalten) doch Videos eröffnen ein neues Feld. Neben Bild und Ton spielt hier auch die visuelle Gestaltung eine wichtige Rolle. In den letzten Wochen habe ich verschiedene ich Softwarelösungen für die Videoerstellung evaluiert. Dabei kombiniere ich bewährte Techniken aus der Audioproduktion mit neuen visuellen Elementen. Das Resultat soll ein anschaulicher, praxisnaher Zugang sein, der die E-Learning-Inhalte kompakt, lebendig und nachvollziehbar macht. Das heisst: Ich probiere Tools aus, verwerfe Ideen, nehme neu auf. Es ist wie immer – ein stetiger Lernprozess.
Und was nehme ich mit?
Ich lerne, organisierte Lernprozesse mit digitalen Unterstützungen neu zu denken und umzusetzen. Nicht als klassische Wissensvermittlung, sondern so, dass sie Menschen in ihrem Alltag und in ihren Herausforderungen unterstützen. Ich übe mich im Reduzieren, im Strukturieren und im Visualisieren für die Lerneinheiten, in denen wir Lernprozesse nicht direkt begleiten können. Ich erweitere meine Kompetenzen in der «digitalen Didaktik» – Schritt für Schritt.
Vor allem aber erlebe ich gerade wieder, wie viel Lernen im Ausprobieren, Austauschen und Gestalten steckt.
Titelbild: Erstellt mit Bing Image Creator