Case Clinic - Theorie U

Case Clinic - Theorie U

Es ist nun fast zehn Jahre her, dass ich meine erste Coachingausbildung gemacht habe. Davor und seither war ich selbst in verschiedenen Settings Coachee und habe an weiteren Coachingausbildungen teilgenommen. Mein Interesse gilt den Menschen, ihrer Entwicklung, der Bildung, dem Lernen und der Öffnung des Lernens. Es geht um die Frage, wie Menschen sich am besten Entwickeln oder ihre Stärken entfalten können. Jede und jeder auf ihrem oder seinem ganz individuellen Weg. Um Menschen in diesen Prozessen zu begleiten, scheinen mir drei Aspekte wichtig, die oft zu kurz kommen. 

Bei meinem Case tauchte bei einem anderen Teilnehmer zum Beispiel das Bild eines Surfers auf.

Zuhören. Geduld haben. Vertrauen.

In den letzten Wochen konnte ich dies sehr deutlich in einer «Case Clinic» nach der Theorie U von Otto Scharmer erleben. Wir waren eine Gruppe von Menschen und haben an ganz unterschiedlichen Orten vor dem Bildschirm gesessen. Wir gehören unterschiedlichen Generationen an, haben ganz unterschiedliche Biografien und einige haben sich zum ersten Mal gesehen. So trafen wir uns an drei Terminen und orientierten uns an dem Ablauf dieser «Case Clinic». 

Diese drei Erfahrungen haben mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, wovon ich schon lange überzeugt bin. Geduld, Zuhören und Vertrauen brauchen viel mehr Platz in unserem (Arbeits-) Alltag, in unseren Bildungs- und Lernsettings, in Coachings und in so vielen anderen Begegnungen. 

Unsere Case Clinic

Wie sind wir in vorgegangen?

  • In dieser Case Clinic hat der oder die Fallgeber:in 15 Minuten Zeit, ihren Fall/ihre Situation zu schildern. Es gibt keine Unterbrechungen, es wird zugehört und eventuell die eine oder andere klärende Frage gestellt. 
  • Danach gibt es 3 Minuten Stille. Was habe ich gehört, was klingt nach? Tauchen Bilder, Metaphern, Gefühle auf? 
  • Während den darauffolgenden 10 Minuten tauschen die Coaches ihre Bilder, Metaphern, Gefühle oder Gesten aus, die aufgetaucht sind. Der oder die Fallgeber:in reflektieren, was er/sie gehört hat. 
  • Dann folgt der «Generative Dialog». Es wird reflektiert, der Austausch folgt dem Fluss. Ein Gedanke oder eine Idee kommt und man baut darauf auf. Immer in Bezug auf die Fragestellung.
  • Anschliessend gibt es eine Abschlussrunde, in der jede Person noch einmal etwas sagt oder sagen kann. Der oder die Fallgeber:in teilt ihre/seine Sicht auf die Situation und macht (vielleicht) einen Blick nach vorne

Was ist da passiert? 

Während dieser drei Termine gab es keinen Rat, keine Rat- oder Lösungsvorschläge. Es gab auch keine klassischen Coaching-Fragen. Es gab einen Raum, in dem es um Resonanz ging. In der Regel war es so, dass nicht nur die Fallgebende Person etwas für sich mitnahm. Es war eine vertrauensvolle Atmosphäre, die das Menschsein und tiefes (Mit-)Fühlen erlaubte. Für mich eine wertvolle Erfahrung, die mir ermöglichte, die Theorie U eben nicht nur in der Theorie immer besser kennenzulernen, sondern auch zu erleben.


Was für manche (auch) etwas esoterisch klingt, ist ein Tool aus der Theorie U. «Mit seiner Theorie U hat der deutsche MIT-Forscher und Berater Otto Scharmer eine Führungsmethode entworfen, die den Erfodernissen von Nachhaltigkeit und globaler Verantwortung im Management gerecht wird und die notwenigen Führungsinstrumente bereitstellt.» 📘 Scharmer O. (2020), Theorie U – Von der Zukunft her führen.

➡️Weitere Infos und den ausführlichen Ablauf gibt es zum Beispiel hier

Bild erstellt mit Bing Image Creator, DALL-E 3