Psychische Flexibilität

Psychische Flexibilität

In der von Leistung, Vergleichen und Schnelligkeit geprägten Welt sollten Probleme, Sorgen, Ängste möglichst schnell weggedrückt werden. Wir haben keine Zeit dafür. Wir sind nicht schwach und was wir definitiv nicht wollen, ist dieser Schmerz. Wir wollen keine unangenehmen Gefühle. Weg damit. Tipps und Ratgeber gibt es ja genug.  

  • Du kannst zum Beispiel deine Berufung finden und kein Tag fühlt sich mehr wie Arbeit an.  
  • Mit der richtigen Technik wirst du Stress in 5 Minuten los.  
  • Wenn du das richtige Mindset hast oder entwickelst, wirst du Erfolg (und zwar langfristig und dauerhaft) haben.  
  • Was würdest du heute tun, wenn du noch einen Monat zu leben hast?  

Sicher kommen dir noch andere solcher Ratschläge und Lösungen in den Sinn. Wenn die nicht klappen, gibt es immer noch Social Media, Alkohol, Drogen, Zigaretten, Games, Sex,  Arbeit, Aus- und Weiterbildungen, … und so vieles mehr, das dir helfen kann, dich nicht schwach, traurig, wütend, gestresst oder ängstlich zu fühlen. Jeder Tipp hat einen kleinen Funken Wahrheit und die Tätigkeiten sind an sich nichts Schlechtes. Sie werden es aber, wenn sie helfen, langfristig unangenehme Gedanken und Gefühle zu unterdrücken.  

Entgegen weitverbreiteter Annahmen müssen wir die negativen Gedanken und Gefühle nicht loswerden, um ein einigermassen zufriedenes Leben zu führen. Es braucht keine Angstfreiheit und keine Schmerzfreiheit. Denn Angst, Sorgen, Schmerzen (physische und psychische) gehören zum Leben dazu.  

Dr. Steven C. Hayes beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesen Themen und hat einige Antworten gefunden, wie wir mit Ängsten, Schmerzen, Unsicherheiten etc. ein gutes Leben führen können. In der Akzeptanz- und Commitmenttherapie ist die Rede von psychischer Flexibilität.  

Was ist psychische Flexibilität?  

«Psychische Flexibilität ist die Fähigkeit, sich seiner Vergangenheit zuzuwenden, die in gegenwärtigen Gedanken, Gefühlen oder Erinnerungen an Empfindungen nachhallt, und diese dann im Jetzt nutzbar zu machen. So können wir herausfinden, was die Vergangenheit uns für die gegenwärtige Situation gibt. Es geht darum, sich bewusst zu machen, welche Zukunft man schaffen will, welche Qualitäten das eigene Sein und Tun hat – oder: haben soll – und welche Gewohnheiten man pflegen sollte, damit Soll und Haben zueinanderfinden. Psychische Flexibilität bedeutet, gedanklich offener, bewusster und aktiver zu sein. Und: Haben Sie diese Fähigkeit einmal gelernt, können Sie sie in verschiedenen Situationen anwenden.» Steven C. Hayes in einem Interview. Hier findest du den ganzen Text. 

In diesem Video gibt es eine gute und übersichtliche Erklärung, wie wir psychische Flexibilität entwickeln können.  

Diese Webseite gibt einen guten Überblick über ACT 

Steven C. Hayes spricht über psychische Flexibilität und seine eigene Geschichte

Bücher 

Zur Akzeptanz- und Commitmenttherapie gibt es einige Bücher. Ein neues Buch stammt von Steven C. Hayes und heisst «Kurswechsel im Kopf». In diesem Buch schreibt er über den Ursprung von ACT, über die Forschung und es es gibt eine «Anleitung» ACT im eigenen Leben zu integrieren.


Titelbild Kanenori from Pixabay